Stacks Image 56

Escape Velocity: Geschwindigkeit, die eine Rakete erreichen muß,
wenn sie die Erdumlaufbahn erreichen soll

Loop: (Tonband-)schleife, Wiederholung

Technologie

Experimentelle Musik auf Basis von einfachen Tonbandschleifen gibt es schon seit Mitte des Jahrhunderts. Anfang der sechziger Jahre erfanden dann Pauline Oliveros, Ramon Sender und Terry Riley vom San Francisco Tape Music Center ein geniales Tonbandecho-/Rückkopplungssystem auf Basis zweier Tonbandgeräte. Minimalist Terry Riley nahm Schallplatten mit diesem System auf (er nannte es "Time-Lag Accumulator") und veranstaltete Konzerte, die ganze Nächte dauerten. In den siebziger Jahren wurde die Technik von Brian Eno wiederentdeckt - dieser setzte die Riley-Technik bei den ersten Werken des neuen Genres "Ambient Music" ein und produzierte mit Robert Fripp die ersten "Frippertronics"-Alben. In den achtziger Jahren wurden die Tonbandgeräte durch analoge, später digitale Geräte ersetzt.
Loop-Delays waren zunächst prinzipiell nichts anderes als Echo-Geräte, die gleichzeitig aufnehmen und abspielen können. Während man neue Töne hinzufügt, werden die älteren unendlich oft wiederholt, oder sie klingen langsam aus. Ist die Verzögerungszeit lang genug, können so in einem kontinuierlichen Echtzeit-Prozess von einem einzigen Musiker komplexe musikalische Strukturen aus vielen Stimmen aufgebaut werden. Durch die strikten formalen Grenzen, die der technische Vorgang des Loopens setzt, entsteht eine Musik mit einer ganz eigenen Struktur. Die Betonung liegt auf Wiederholung und Gleichförmigkeit, daher waren Drones, Minimalismus und Ambient das naheliegendste Ergebnis. Digitale Loop-Delays erlauben heute sehr viel weitergehende Loop- Manipulationen. Kombiniert mit digitalen Effektgeräten, die Instrumentalklänge bis zur Unkenntlichkeit verändern können, sind Klanggebilde möglich geworden, die sich vor kurzem noch niemand vorstellen konnte - Zukunftsmusik.

Entstehung des Albums Veloopity
1996 konnte ich endlich das Tape-Loop-System aus zwei altersschwachen Revox-Tonbandgeräten durch ein Paradis Loop Delay ersetzen und stand nun vor einer Fülle völlig neuer musikalischer Möglichkeiten, die erst einmal entdeckt werden wollten. Also improvisierte ich monatelang viele Stunden mit dem Loop-Delay und versuchte zunächst, die unbekannte musikalische Landschaft großräumig zu erkunden. In dieser Zeit ging es mir nicht so sehr ums Komponieren - keine der Ideen, Fragmente oder Entdeckungen wurde bei der nächsten Session wieder aufgenommen, um daran weiterzuarbeiten. Stattdessen entstand eine umfangreiche Sammlung von Skizzen auf DAT-Tapes, von denen erst irgendwann später einige in "richtige" Kompositionen eingegangen sind. Die vorliegende CD enthält eine repräsentative Auswahl aus diesem Skizzenbuch: Ambient-Klanglandschaften, Experimente, kleineThemen und on-the-fly-Kompositionen, Solos - immer eher mit dem Charakter einer Live-Improvisation als einer Studioproduktion. Die Aufnahmen sind durchweg der erste "Take" einer Idee, ungeschliffen und weder perfekt gespielt noch perfekt aufgenommen (da ursprünglich gar nicht ans Veröffentlichen gedacht war), haben aber für mein Empfinden einen eigenen Charme und eine Frische, die bei einer Ausarbeitung und Perfektionierung verlorengegangen wäre.

Michael Peters

http://www.michaelpeters.de
http://veloopity.bandcamp.com/album/escape-veloopity




MICHAEL PETERS: ESCAPE VELOOPITY

1. blue ascension 1:33
2. april for no reason 4:21
3. on the move 4:37
4. alone on a hill 2:26
5. arrivals/ departures 4:44
6. fast elevenosity 1:35
7. stegosaurus orbit 2.55
8. fog lights 3:52
9. ambleside, april 28, 1993 3:09
10. infinite moment 6:04
11. shredded freddie 1:32
12. announcement 2:59
13. pompous elevenosity 5:28
14. dawn of life 5:14
15. candi dasa, may 6, 19992 5:52

gesamtspielzeit: 57:12